RP07 - 0.9.5

re:publica 07
Leben im Netz

Speakers
Danny Bruder
Schedule
Day 2
Room Blauer Saal
Start time 12:00
Duration 01:00
Info
ID 84
Event type Lecture
Track Kultur
Language German

Copycan

Das copycan-Projekt basiert auf dem Street Performer Protocol das 1997 von Bruce Schneier und John Kelsey vorgestellt wurde. Das Prinzip ist einfach: der Künstler legt selbst den Verkaufswert fest, zu dem er ein Werk das er geschaffen hat, veröffentlichen will. Über die copycan-Plattform erklärt er, zu diesem festen Preis sein Stück Musik oder seinen Film in die digitale Welt zu entlassen.

Für laufende Projekte stellen Autoren einen Preview online, der einen Eindruck von dem zu veröffentlichenden Werk geben soll. Das Werk selbst ist zu diesem Zeitpunkt nicht veröffentlicht, das heißt also es hat den Status "copycan't".

Für Kunden ist es ziemlich einfach, copycan zu benutzen - Diese gehen auf die Website von copycan, klicken sich zu dem entsprechenden Projekt durch, und bezahlen den Betrag, den sie bezahlen möchten. im Augenblick brauche man dafür noch Paypal - aber alsbald will copycan auch andere Zahlungsmethoden im Angebot haben. copycan ist der Treuhänder in dem Ablauf des ganzen Projektes. copycan verifiziert die Web-Identität der Autoren, sammelt das Geld auf seinen Konten, zahlt es schließlich den Autoren aus, und hält eine Rückschau auf alle Projekte der Autoren online bereit. Wird das Projekt erfolgreich abgeschlossen und das Werk kommt frei, kann man sich dieses natürlich einfach herunterladen; Es hat nun den Status "copycan". Hinter copycan steht eine wachsende Zahl von Unterstützern aus unterschiedlichen Bereichen: Musiker, Autoren, Techniker, Juristen, Aktivisten etc..

copycan ist hauptsächlich von zwei Kernpunkten motiviert: zum einen soll Kreativen eine möglichkeit zur Verfügung gestellt werden, auch ohne eine Plattenfirma oder einen Verlag im Rücken, von seiner Arbeit leben zu können. Dabei möchte auch copycan nur als Treuhänder auftreten, nicht als Dienstleister, welcher Geld abzieht. copycan ist im Augenblick in Python programmiert, und setzt auf das Framework Zope auf. Der Code des copycan-Portals wird als freie Software veröffentlicht werden, so dass auch andere Gruppen eine eigene copycan-Instanz aufziehen und an ihre Bedürfnisse anpassen können. Zum Anderen baut copycan auf dem Gedanken auf, dass Werke, die einmal in ihre digitale Freiheit entlassen wurden, glücklicherweise nicht mehr kontrollierbar sind. copycan möchte deshalb auch nicht, dass versucht wird eine Kontrolle über die Werke auszuüben. Die rechtliche Konstruktion von copycan ist so angelegt, dass copycan auf die ursprünglichen Ziele festgelegt bleibt. Gleichzeitig arbeitet copycan mit Transparenz - Abläufe und Entscheidungen müssen veröffentlicht werden, so, dass sich ein jeder über den Verlauf informieren kann. Da copycan aber zu keiner Zeit die Inhalte gehören werden freie Inhalte frei bleiben, egal was copycan macht. Der Künstler wurde mit der Bezahlung für seine Leistungsschutzrechte vergütet. Zudem ist es für einen copycan-Künstler nicht möglich Mitglied einer monopolistischen Verwertungsgesellschaft, etwa der GEMA zu werden, oder zu bleiben. Die GEMA erlaubt es ihren Mitgliedern derzeit nicht, einzelne Musikstücke unter einer freien Lizenz zu veröffentlichen. Auch das ist ein weiterer Grund für ein alternatives System, da copycan es, bei entsprechendem Erfolg, Musikern erlauben würde, aus den Fesseln der GEMA auszubrechen und der finanziellen Abhängigkeit zu entgehen.